Auf den Spuren der inklusiven Berufsbildung - V.IN.E in Berlin

Auf den Spuren der inklusiven Berufsbildung - V.IN.E in Berlin
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Erasmus+ V.IN.E  - eine Deutsch-Türkische Partnerschaft

Vom 27.-29. September 2023 begleiteten wir eine Delegation aus der Türkei, 16 Vertreter*innen der Bezirksverwaltungen aus Sisli/Istanbul und Tepebasi/ Eskişehir. Im Rahmen unseres Erasmus+ Projektes V.IN.E (Vocational Inclusive Education) bereiteten wir eine drei-tägige Studienreise vor. Das Projekt begann im März dieses Jahres mit einem Kick-off in Istanbul. Über 20 Monate tauschen wir uns über Gelingensfaktoren der inklusiven Berufsbidung auf der kommunalen Ebene in beiden Länden aus. Am 26. und 27. September kamen die Delegationen aus Sisli/Instanbul und Tepebasi/Eskişehir in Berlin an, geleitet von den beiden Bezirksbürgermeistern Keskin und Dr. Atac. 

 

Besuch im Abgeordnetenhaus Berlin

Am 27. September folgten wir gemeinsam der Einladung des Vize-Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner. Stefanie Loos, Mitglied des Landesbehindertenbeirats, stellte die Strukturen der Behindertenpolitik und die Teilhabe-Gesetzgebung in Berlin vor. Sie zeigte die Instrumente des Antidiskriminierungsgesetzes des Landes Berlin auf, die Wirkung des Landesbehindertenbeirats und die Rolle der Behindertenbeauftragten. Stefan Schenck würdigte die Errungenschaft des Berliner Behindertenparlaments, das sich Dank der Zivilgesellschaft 2020 gegrüntet hat. Im Dezember 2023 wird das Behindertenparlament bereits zum 3. Mal im Plenarsaal des Berliner Abgeordnetenhauses tagen. 

Am Abend waren unsere Delegationen gemeinsam zu Gast bei der Türkisch-Deutschen-Unternehmervereinigung und führten viele lockere Gespräche mit den in Berlin tätigen Unternehmer*innen.

 

August-Sander-Schule und Handwerkskammer Berlin

Am 28. September besuchten wir die August-Sander-Schule. Eine Berufsschule mit sonderpädagogischer Aufgabe. Schulleiterin Christina Baldeweg stellte und das Inklusionskonzept vor. Neben dem Team-Teaching sieht es den Einsatz von multidisziplinären Teams und individuelle Unterstützung für vulnerable Jugendliche vor. 

Die Schüler*innen der August-Sander-Schule haben verschiedene anerkannte Förderbedarfe, oder sie fallen aus dem regulären Schulsystem im Übergang Schule-Beruf aus anderen Gründen heraus. Wichtig ist, ihnen eine Perspekpektive aufzuzeigen und Grundkompetenzen für eine erfolgreiche berufliche Anbindung zu vermitteln. In einem Rundgang, geführt durch Schüler*innen, konnten wir die Bereiche Metallverarbeitung, Hauswirtschaft und Sozialwirtschaft kennenlernen. Uns wurde der personen-zentrierte Ansatz der pädagogischen Begleitung am Bespiel der Alphabetisierung vorgestellt. Anschließend stellte uns Susanne Marx-Mücke von der Senatsverwaltung für Bildung die Strukturen des Landes Berlin im Bereich der inklusiven beruflichen Bildung vor. 

 

TUECHTIG, MINA e.V. und stattWERKstatt

Als wir am Nachmittag im inklusiven Co-Working-Space TUECHTIG die Inklusionsberatung der Hanwerkskammer Berlin kennenlernten, merkten wir, wie verzahnt und vielfältig die Unterstützungsangebote für jungen Menschen an der Schwelle ins Berufsleben sein müssen. Immer mehr Jugendliche begegnen Barrieren und Herausforderungen. Almut Kirschbaum erläuterte uns die Zusammenhänge und betonte, wie wichtig nachhatige individuelle Beratung und Begleitung für junge Menschen mit Behinderung ist. Betriebe müssen besser aufgeklärt werden und Jugendliche brauchen Sicherheit, dass ihre Behinderung nicht zum Nachteil führen kann, sondern dazu, die notwendige Unterstützung und Nachteilausgeleich zu erhalten. Es funktioniert, betonte Kirschbaum. Es müssen aber alle wollen und zusammenarbeiten. 

Wie genau die Unterstützung aussehen kann und welche Maßnahmen es gibt, erklärte Yildiz Akgün, Geschäftsführerin von MINA e.V., in türkischer Sprache. MINA e.V. berät vor allem Menschen mit Behinderung mit Migrationshintergrund. Ihre interkulturelle und sprachliche Kompetenzen erleichtern vielen Familien den Zugang zum Wissen und zu wichtigen Ressorcen. Zu wissen, was "Unterstützte Beschäftigung", "Persönliches Budget", "Budget für Ausbildung" sind, ist notwendig, sich zu orientieren und eigene Rechte zu kennen.

 

Unsere inclution.org stellte den türkischen Kolleg*innen einige gelungene inklusive Wege in den Beruf von Menschen mit Förderstatus "Geistige Entwicklung" vor. Welche Möglichkeiten der beruflichen Integration gibt es für sie? Denn viele der Maßnahmen der Handwerkskammer sind für sie nicht vorgesehen. So konnten wir das System der Werkstätten für Menschen mit Behinderung kritisch erläutern und mit unserer Initiative stattWERKstatt auf Wunsch- und Wahlrecht hinweisen. 

 

Inklusionsfirmen und das Bistro der Lebenswelten im Humboldt-Forum

Am 29. September waren wir zu Gast bei der Landesarbeitsgemeinschaft der Inklusionsfirmen Berlin. Wir trafen uns in dem Bistro der Inklusionsfirma der Lebenswelten im Humboldt Forum. 50% ihrer Beschäftigten sind Menschen mit einer Behinderung, mit einem Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Auch das Hotel MIt-Mensch im Bezirk Treptow-Köpenick, in dem unsere Gäste untergebracht waren, ist ein Inklusionsbetrieb. Außerdem ist das Hotel umfassend barrierefrei.

 

Sport und Behinderung

Um unseren Besuch abzurunden, besuchten wir das Berliner Olympiastadion und die Geschäftsstelle des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Berlin (BSB). Leistungssport als Beruf ist für viele Sportler*innen mit Behinderung immer noch nicht vereinbar. Özcan Mutlu, der Präsident des BSB  und  Vize-Präsident für  Inklusion, Stefan Schenck, erläuterten Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention, der Inklusion im und durch Sport definiert. Der BSB hat daran ausgerichtet und inklusive Strukturen im Präsidium, in der hauptamtlichen Geschäftsstelle, der Ausbildung von Übungsleitenden und der Beratung seiner Mitgliedsvereine aufgebaut. 

Auch wenn die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in Deutschland noch nicht erreicht ist, konnte die V.IN.E-Delegation durch die Vorstellungen der Inklusionsfirmen und dem BSB einige Beispiele guter Praxis erleben.

 

Zum Abschied speisten wir in dem von einem türkischen Unternehmer geführten Restaurant "Speisekombinat" und tauschten uns bereits über die nächste Studienreise aus. Diese führt im März 2024 in die Türkei. Vielen Dank an alle Beteiligten für diese drei intensive und erfolgreiche Tage! Vielen Dank an die Übersetzer*innen von MINA e.V. Ceren, Fisun und Said und an Mahire von Interaktiv e.V.. Ohne ihre Hilfe würde der Wissenstransfer und der wertvolle Austausch nicht möglich sein!

 

Stana Schenck

4. Oktober 2023

 

 

Fotoserien

V.IN.E in Berlin 9/23 (MI, 11. Oktober 2023)

V.IN.E in Berlin - Images form the Study Visit of the turkish delgations from Tepebasi and SIsli in Berlin. On the tracks of the inclusive vocational education in Berlin. 27.-29th of September 2023.

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