Unity in Diversity - Teilnahme an einer TCA in Lissabon

View at the audience during the presentations
Bild zur Meldung: View at the audience during the presentations

Unity in Diversity: A Diversity, Equity & Inclusive Celebration through Erasmus+ mindset

 

Vom 22.-24.November 2023 fand eine TCA - Transnational Cooperation Activity auf Einladung der Nationalagentur der EU in Portugal in Lissabon statt. 

 

Unsere gemeinnützige inclution.org ist aktuell in einer bilateralen Partnerschaft zum Thema inklusive Berufsbildung unterwegs. Über die Newsletter der NABIBB bekamen wir Notiz von einem Erasmus+ Event in Lissabon. Wir bewarben uns um einen Platz und sind mit drei weiteren Personen aus Deutschland durch die NABIBB (Nationalagentur des Bundesinstituts für berufliche Bildung) entsendet worden und Teil einer spannenden 2,5-tägigen Tagung geworden. Insgesamt nahmen 52 Teilnehmenden aus 15 EU-Ländern teil. Viele Lehrkräfte der Grund- und Sekundarbildung, aber auch zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Vertreter*innen von anderen Nationalagenturen der EU und Erwachsenenbilder*innen, alle vereinte der Gedanke und Überzeugung für inklusiven Bildung.

 

Präsentation der inklusiven Best-Practice in Portugal

Die portugiesische Nationalagentur lud vom 22.-24. November in die Escola Superior Educacao Lisboa ein. Nach den Grußworten der Direktorin Ana Cristina Perdigao wurden uns 12 Beispiele gute Praxis, aufgeteilt auf 3 Panels, vorgestellt. 

 

Besonders fiel das Engagement der Kommune Fundao auf. Der Bürgermeister Paulo Fernandes berichtete von einem starken Schwund an jungen Menschen, die Portugal verlassen. Nicht die Arbeitslosigkeit (wie beispielsweise in Spanien) sondern schlechte Löhne seien der stärkste Grund. Anderseits verzeichnet seine Kommune einen Zuwachs an Geflüchteten, vor allem aus afrikanischen Ländern. Sie starteten mehrere Partizipationsprogramme, um von Anfang an die neu angekommenen Menschen einzubinden und Teilhabe zu ermöglichen. 

 

Auch das Projekt "Theater im Gefängnis" zeigte seine starke Wirkung. Menschen auch in ihren Krisen und Verfehlungen erst nehmen und ihnen eine zweite Chance geben - durch Kunst können sie leichter erlangt werden. So sind die Aufführungen von Luisa Pinto immer gemischt, professionelle Künstler*innen spielen an der Seite von Gefangenen. Das Publikum bekommt keinen Hinweis vorab. Menschen ohne Vorurteile zu begegnen -  das Theater macht es möglich.

 

Das inklusive Kultur Festival "Open House Lisboa" findet jährlich in Lissabon statt. Es legt besonderen Augenmerk auf inklusive Zugänge, Führungen, inklusive Kunst und Kultur. Die Architektur der Stadt ist faszinierend, ihre historische Grundlagen bergen allerdings sehr viele physische Barrieren. Wie damit umgehen? Die bewusste Auseinandersetzung und Dialog mit Nutzer*innen ist ein guter Anfang. Filipa Tomaz, selbst Architektin, entwickelte ein taktiles Buch über Architektur für Kinder und leitet das Lisboa Architecture Triennale

 

Psychische Erkrankung und künstlerisches Schaffen - davon sprach der Künstler und Leiter des Projektes Manicomio. Über seine persönliche Annährung an Menschen, die im Krankenhaus in Lissabon in Behandlung waren und/oder sind, beschrieb er seinen persönlichen Lernprozess. Über Abstand, durchaus mit Arroganz gemischt, hin zum Respekt und partizipative Öffnung von Kunsträumen, die nicht mehr unterscheiden, ob sie von "behinderten" Menschen besetzt werden oder nicht. Wer lernt von wem hat Sandro Resende nicht nur für sich persönlich, sondern für alle, die in Berührung mit seinem Künstler*innen-Kollektiv kommen, neu definiert.

 

Das Schlusswort sprach die Stattsekretärin für Inklusion Ana Sofia Antunes. Zum Abschluss spielten für uns drei Roma Musiker portugiesische und spanische Lieder und stimmten uns auf einen kulinarischen Abend ein. Im Restaurant XY konnte ich mich mit zwei Berufsschullehrerinnen aus Portugal und aus Frankreich austauschen. Der Rechtsruck in Europa macht uns allen Sorge. Was kann Schule dagegen tun? Und wie erreichen wir junge Menschen, die sich nicht medienkritisch informieren? Bildung ist mehr, als Fachwissen vermitteln. Da sind wir uns einig. Die vier "K"s der Bildung im 21. Jahrhundert (OECD) schwangen mit - Kommunikation, Kreativität, Kooperation und Kritisches Denken. 

 

Workshops, Austausch, Brainstorming

Was verbindet uns? Den zweiten Tag begannen wir mit einer Übung. Wir stellten uns im Raum auf und gaben kurze persönliche Statements ab. Es folgte ein Workshop mit den Künstlerinnen der Casa da Imagem zum gendersensiblen Umgang mit Fotografie als Medium der Repräsentanz. Sie gaben uns Zugang zu ihrem Archiv mit Fotos mit Alltagsmotiven der 1930-er Jahre in Portugal. In Gruppenarbeit stellten wir die Motive nach und prüften, ob die Darstellung der Geschlechter heute noch so funktioniert. Die Verortung mit der portugiesischen Volkskultur wies auf die Diversität der Kulturen in Europa hin. Und dennoch machte die Übung deutlich, wie wichtig kritische Auseinandersetzung gerade mit Volkskunst und Volkkultur für unsere inklusive Gesellschaften ist.

 

Am Nachmittag bildeten wir Arbeitsgruppen. Nach einer kurzen Einführung in das Thema Inklusion durch die portugiesische NA versuchten wir EU-Projektideen zu entwickeln und konkrete Ziele zu beschreiben. In unserer Gruppe wurde vor allem die Herausforderung diskutiert, bildungsferne Familien zu erreichen. Wie können Schulen mit allen Familien eine intakte Community bilden? Denn es bleiben viele Eltern der Schule fern, nehmen nicht an Schulveranstaltungen teil, sind schwer erreichbar - berichtete ein Schulleiter aus Griechenland. Ein Schulberater aus Frankreich erzählte an einem praktischen Beispiel, wie viele Menschen an einem Strang ziehen müssen, damit vulnerable Jugendliche ihren Bildungsweg gehen können - Lehrkräfte, Schulbehörden, Eltern, Sozialarbeiter*innen der Jugendämter und mehr. Es braucht kreative individualisierte Lösungen. Schulen mit ihren starren Vorschriften und Erwartungen bauen für Schüler*innen mit Behinderung, für migrantische Jugendliche oder für temporär gefährdete junge Menschen Hindernisse. Wie können wir sie überwinden? Welche Methoden und Praxisbeispiele gibt es bereits? EU-Projektarbeit hilft, eigene Strukturen und geografische Räume neu zu bewerten und zu denken.

Den zweiten Abend verbrachten wir in einem Fischrestaurant mit portugiesischer Volksmusik "Fadu". 

 

Die TCA schloss mit einem Kurzvortrag zur Kommunikation ab. Wir haben uns in Gruppen mit den Sustainable Global Goals beschäftigt und sie für uns in einfachen Worten erklärt. Wir nutzten die Zeit für Austausch der Kontakte und Ideen für potenzielle Zusammenarbeit. Unsere inclution wird im Jahr 2024 mit KA1-Trainings zum Thema Soziale Inklusion und Diversity-Skills für Lehrkräfte in Berlin beginnen. Diese Idee konnte ich mit mehreren Schulleitungen diskutieren und mit ihren Bedarfen abgleichen. Wir fühlen uns bestärkt die Themen Inklusion, Antidiskriminierung, Kritisches Denken und inklusive Digitalität voranzubringen.

 

Mehr Information zum Event und Fotos: https://erasmusmais.pt/destaques/tca-diversity-inclusion/

 

 

Stana Schenck

4. Dezember 2023

 

 

 

 

Weitere Informationen

Fotoserien

Unity in Diversity/ TCA in Lisbon (DI, 05. Dezember 2023)

Unity in Diversity  - Transnational Cooperation Acitivity of Erasmus+ in Lisbon 22nd-24th of November 2023

Urheberrecht: